Interview mit Franci Becker

Heute interviewe ich die Bloggerin Franci Becker von Amorem Namque Librorum und Passionate_Bookowl zu ihren Erfahrungen als Buchbloggerin.

»Ich möchte Mensch von Buch trennen …«

C. Gina Riot: Wie lange bloggst du bereits?

Franci Becker: Ich glaube, dass ich schon recht lange meine Meinung sporadisch über Bücher teile. Daher bekam ich auch 2019 eine Anfrage, ob ich einen Blog (Team Buchmagie) unterstützen möchte.

CGH: Du bist also von Anbeginn an schon immer im Team unterwegs gewesen? Bei welchen Blogs bist du derzeit noch aktiv?

FB: Ja, genau. Team-Buchmagie habe ich glücklich verlassen, nicht nur, weil Susi fragte, ob ich nicht in die Leseecke wollen würde, sondern weil durch die „Chefin“ auch jegliche Lust verloren ging. Seit Mai oder Juni 2020 bin ich also bei Susi. Im letzten Winter kam ein Gemeinschaftsblog von uns, Dana von „Ohne Bücher, ohne uns“ und Janina von „Meine Buch und Rezi Welt“ hinzu. Außerdem unterstütze ich die liebe Anja von Amorem Namque Librorum. Und dann gibt es noch meinen kleinen Instagram.

»Ja, ich bin ein Teamplayer & finde es wichtig, auch die Kreativität anderer zu empfehlen!«

CGH: Du bist wirklich sehr aktiv! Für all jene, die noch nie etwas von einem Buchblogger gehört haben – Ja, die Frage wurde mir schon mal gestellt: Was ist eigentlich ein Buchblogger und welche Aufgaben erfüllt dieser?

FB: Oho, das ist so vielfältig wie die Buchwelt selbst. Ich spreche jetzt nicht von den bezahlten Bloggern (soll es ja geben) sondern von jenen, die das in ihrer Freizeit, als Hobby, aus Leidenschaft machen: Es gibt weder Pflichten noch Aufgaben. Jeder bloggt auf seine Weise.
Aber im großen geht es darum, Bücher vorzustellen, zu empfehlen, zu zeigen und vor allem zu rezensieren. Autoren, gerade Selfpublisher, sind oft auf Buchblogger angewiesen, aber auch Verlage und Neuerscheinungen zu unterstützen, zur Sichtbarkeit zu verhelfen. Das kann neben Rezensionen auch durch Zitate, Fotos, Charakter -/ Welten -/ Autorenvorstellungen sein … Die Kreativität ist da sehr vielfältig. Susi liest zum Beispiel gerne live aus einem Buch.
Recensio greift oft Fragen auf, die sich in einem Buch stellen. „Booksbeautyandcreativity“ hat ihre tollen Blind Auditions und super interessante Vorstellungen „Denise ließt“ hat ihre Sidekickinaction, „Sannes Bookcatalogue“ macht Mittwochs eine Blind Date-Action und „Carmens Bücherfreunde“ beendet jeden Monat mit einer Themenwoche. Andere basteln sogenannte Schnipsel oder widmen sich tagelang einem Buch.

(Ja, ich bin ein Teamplayer & finde es wichtig, auch die Kreativität anderer zu empfehlen!)

CGH: Das heißt, ein Buchblogger ist im Prinzip eine Mischung aus Buch-Influencer und Literaturkritiker. Kann man das so bezeichnen?
FB: Ja, ja das trifft es.

»Logik oder Authentizität sind mir wichtig.«

CGH: Was bei deinen Rezensionen ja besonders hervorsticht, ist die absolute Ehrlichkeit, mit der du die gelesenen Bücher bewertest. Gab es da schon mal Stress, weil du ein Rezensionsexemplar negativ bewertet hast? Seitens eines Verlages oder eines Autors? (BTW: Ich liebe die Art wie du rezensierst!)

FB: Ähm, ich habe vor kurzem gehört, dass ich wohl von einigen Bloggern und Selfpublishern als unfair hingestellt werde, und gesagt wird, ich würd Bücher absichtlich negativ bewerten. Auch aus Bloggerteams wurde ich schon geschmissen, von AutorInnen angegangen, ja, aber das ist für mich vollkommen ok. Ich bewerte jedes Buch nach bestem Gewissen, Sterne vergebe ich nie nach meinem persönlichen Geschmack sondern nach objektiver Kritik. Und wenn Scheiße nunmal Scheiße ist, weil da jemand weder die Grammatikregeln noch die deutsche Rechtschreibung beherrscht, Wortwiederholungen und Fehler das Buch ausmachen, kein gescheiter Satzbau vorhanden, der Ausdruck verloren gegangen ist … dann benenne ich das ohne irgendwas schön zu reden. Auch Logik oder Authentizität sind mir wichtig.

»Das ist einfach unter aller Sau & doch keine Seltenheit.«

CGH: Das heißt, du bewertest ein Buch hauptsächlich nach den fachlichen Kenntnissen, die der Autor beherrschen sollte, schlechter, wenn sie nicht erfüllt werden oder spielt für dich auch manchmal der persönliche Geschmack eine Rolle?
FB: Nein, weniger Sterne (die bei vielen Shops oder Portalen ja notwendig sind) gebe ich eigentlich nicht, weil ‚Protagonistin xy nervig war‘ oder weil ‚xy ein Arsch ist‘.

Aber in der schriftlichen Rezension fließen natürlich auch persönliche Erwartungen und Eindrücke ein.
Übrigens spielt es für mich weder eine Rolle, welche bösen Sachen der Verlag, was der Autor privat gemacht oder gesagt hat noch, was die allgemeine Meinung über ein Buch ist. Ich möchte Mensch von Buch trennen, bisher gelingt mir das auch. Es gibt nur zwei, drei Autoren bei denen ich mich entschieden habe, jede noch so winzige Unterstützung zu vermeiden, weil sie durch ihr respektloses, uneinsichtiges, herablassendes Verhalten mehr als einmal aufgefallen sind.
So handhabe ich das auch bei BloggerInnen. Auf Anhieb fällt mir mindestens ein Blog ein, dessen Betreiber mir unsympathisch sind, und die ich trotzdem jeden Tag besuche.

CGH: Weil du den Blog echt cool findest oder aus der Ideologie heraus, sich gegenseitig zu unterstützen?
FB: Neeee, wenn man diese Ideologie weiter spinnt, müsste ich ja drölfmillionen Blogs einen Like da lassen. Ich mag die Tipps, die Beiträge sind interessant und sicher auch liebevoll.

CGH: Was darf man als Blogger mit dem Rezensionsexemplar deiner Meinung nach nicht tun?
FB: Sie verkaufen oder für Geld verbreiten. Tauschen, Verschenken, Verleihen ist meiner Meinung nach bei Prints kein Problem. Letzteres muss ja nicht an die große Glocke gehängt werden. Verlosen? Joahr, nach Absprache ist das sicher auch möglich & wird, soweit ich weiß, oft gehandhabt. Was gar nicht geht ist vervielfältigen oder verkaufen. Das ist einfach unter aller Sau & doch keine Seltenheit.

CGH: In der Zeit als Blogger häufen sich ja bestimmt Unmengen an Büchern an. Was machst du mit all den Prints, wenn du sie gelesen hast?
FB: Ja… Ich wohne eigentlich in einem Bücherchaos. Aber ich verschenke, tausche oft, schau sie mir an & überschütte sie mit Liebe, während ich neue kaufe  Viele ReziEx lese ich als eBooks. Das ist von Vorteil.

CGH: Ich finde es ja immer sehr spannend, jemanden zu Diener des Ordens zu befragen und den Leseeindruck zu ergründen. Was ist die Szene, die dir als erstes einfällt, wenn du an „Diener des Ordens“ denkst?
FB: Wenn ich sage: „wie alle losziehen“ ist das wahrscheinlich eine schlechte Antwort. Aber ich fand es beeindruckend das Land aus den verschiedenen „Perspektiven“ der Gruppen zu erkunden. Außerdem die Szenen im Orden. Diese wirkten in meinem Kopf wie eine satanische Sekte. Die Riten, das Dunkle konnten mich fesseln. Du hast das so echt geschrieben. Es war interessant & im gleichen Maß spannend, beängstigend & aufregend. Nein, ich habe keine Szene mit der ich die Bücher assoziiere, & wie auch bei anderen könnte ich keine Lieblingsszene benennen. Das Gesamtspiel der Geschichte plus die Bilder, die in den Köpfen der Leser entstehen oder entstanden sind, sollte das erste sein, was jemanden bei einem Buchtitel einfällt.

CGH: Du liest ja wirklich querbeet und es gibt fast kein Genre, das du nicht liest. Was macht für dich ein gutes Buch aus?
FB: Das ist genauso vielfältig wie die Genres, die ich lese. Einen guten Thriller macht für mich Spannung & Unvorhersehbarkeiten aus, ja, auch Brutalität. Ein Psychothriller braucht eine gewisse Tiefe & ebenso einen Spannungsaufbau. Wenn ich einen (Liebes) Roman lese, brauche ich Gefühl. Was nützt mir eine berührende Idee, wenn keine Emotionen beim Leser ankommen? Wenn ich Dark Romance lese, soll es Dark sein, verführen & explizit zur Sache gehen – gerne ohne Kinderein. Fantasy ist so ein facettenreiches Genre, da darf es alles geben. Was ein gutes Buch ausmacht ist für mich jedoch wieder die Qualität des Geschiebenen. Die Idee kann noch so herausragend sein, wenn sie schlecht / fehlerhaft / unlogisch oder uninteressant verfasst wurde, bringt das nichts.

CGH: Was waren bisher deine coolsten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Autoren oder Verlagen?
FB: Hm. Ganz cool war es zum Beispiel, dass mich M.J. Martens trotz einiger kritischer Meinungen als Testleserin haben wollte oder das ich mehrere Anfragen von AutorInnen bekam, die eine ehrliche Meinung wollten, denen meine Rezensionen aufgefallen sind. Ich finde es großartig, wenn mich jemand wiederholt fragt ob ich etwas vorablesen oder an Aktionen beteiligt sein möchte.